Tiere im Winter
HWS 3. Klasse – 5. Februar 2019
In diesem Artikel zeige ich vier Arbeitsblätter, welche ich bei der Durchsicht des HWS-Schulordners fand (Grundschule 3. Klasse). Obwohl es in HWS keine Hausaufgaben geben soll, reparieren wir natürlich das Unterrichtsmaterial. Auf meine Fragereien hin, erfahre ich erstaunliches aus dem Unterricht, wenn man das Ganze denn überhaupt so nennen darf:
Der HWS Unterricht beginnt mit einer Wanderung in ein anderen Klassenraum, wo die Schüler erzählt bekommen, wie einige Tiere überwintern. Sie machen sich keine Notizen (könnten sie auch noch gar nicht alleine, da sie gar nicht alle erforderlichen Worte schreiben können) und heften am Ende der Stunde lediglich das erste Blatt ab, wo sie dann nachlesen können. Blatt 1 soll dann auch in der nächsten Unterrichtsstunde beim Lösen der Aufgabe auf Blatt 2 helfen. Tut es aber nicht. Es erscheinen daruaf sogar viel zu schwere Begriffe, wie Amphibien, Reptilien und Weichtiere. Die Unterschiede sind natürlich jedem Drittklässler klar, hatten ja auch alle eine Enzyklopädie im Laufgitter.
Die verschiedenen Tiere nach Art der Überwinterung richtig einzuordnen, sollte zusammen mit dem Lehrer erarbeitet werden. So haben wir das zumindest früher gemacht und auch wenn einige Lehrinhalte zu meiner Zeit fragwürdig waren, so hatten wir wenigstens eine Struktur, an der wir uns gemeinsam langhangelten. Bis wir eigene Strukturen erarbeiten konnten. Hier im Unterricht fehlen jedoch die Strukturen. Die Schüler werden mit Halbwissen alleine gelassen. Müssen sich Dinge merken, ohne sich Notizen machen zu können.
Das typische Bild im Hefter: lauter falsch geschriebene Worte und zusammenhanglose Seiten ohne Überschriften. Selten ein komplett abgeschriebenes Tafelbild, sondern meist nur einzelne Worte oder schlimmstenfalls auch nur einzelne Buchstaben.
Blatt 3: Also erstens verstecken sich alle genannten Tiere im Winter so gut, dass sie eben nicht gesehen werden können. Wie sollen die Kinder die Tiere da einzeichnen? Man müsste an den entsprechenden Stellen nämlich den Platz lassen, eben dieses Versteck, mittels optischer Täuschung, einzeichnen zu können. Ist aber nicht. Am lustigsten ist die Sache mit den Schmetterlingen. Dieses typische Bild im Winter. Kennt doch jeder… O.k., mal wieder ernst: Schmetterlinge (außer der Zitronenfalter, der schafft was besonderes…) überwintern drinnen, denn sie brauchen einen trockenen Ort, wo sie eben nicht komplett durchfrieren, wenn’s mal zu kalt wird. Da so ein Schmetterling im Winter normalerweise seine Flügel nicht bewegen kann, muss er sich den guten Ort schon im Herbst suchen. Auf diesem Bild sind aber alle möglichen Orte draußen.
Blatt 4: Darauf zu finden das angebliche Abbild einer Amsel. Es verwundert mich doch, denn dieser Vogel sieht einer Wachholderdrossel doch sehr ähnlich. Amselnfrauen sind bis jetzt doch eher durchgängig braungrau und Amselmännchen schwarz. Eine weißen Bauch und dunklere Flügel haben Amseln nicht. Und dann diese komischen Strichvögel. Ein sehr fragwürdiger Begriff, denn auch ein Vogel, der im Landstrich bleibt (ein Wort, dass ja in jeder Sprache vorkommt, müsste dann in Englisch scapebird heißen…) ist meiner Meinung nach kein Zugvogel. Abgesehen davon gibt es auch keine Landstriche, sondern Gegenden oder Orte. Den Artikel über die Strichvögel gibt es bei Wikipedia auch gar nicht in Englisch. Die Seite mit den Strichvögeln gibt es auch nur in zwei Übersetzungen: Kroatisch und Schwedisch. Auf kroatisch heißen sie dann Skitalica (Herumtreiber, Landstreicher, Vagabund) und auf Schwedisch Partiell flyttfågel (teilweise Flugvogel). In Schweden gibt es nur Flyttfågel und Stannfågel, also Flugvögel und Stallvögel/Raubvögel. Ja, so kannte ich das auch von früher. Entweder man bleibt oder man geht. Demnach gibt es heute nur in Deutschland Strichvögel. Naja, bei dem Umweltverhalten vieler Menschen hier in Schleswig-Holstein kann man wirklich schon viele Vögel von der Liste der Überlebenden streichen.
Will man wirklich etwas über den Vogelzug erfahren, dann gibt man das Wort Vogelzug bei wikipedia ein. Da gibt es plötzlich auch eine englische Übersetzung. Hier steht: Within a species not all populations may be migratory; this is known as „partial migration“. Aha: teilweise Flugvogel. Die Engländer oder Amerikaner würden sich wegschmeissen vor Lachen, wenn ich sie nach scapebirds fragen würde.
Übrigens sind Landkarten in schwarz-weiß für die dritte Klasse ungeeignet, da ja der Geographieunterricht erst ab der 5. Klasse oder später anfängt. Wenigstens die Meere hätten blau ausgemalt werden können.
Mein Vorschlag:
Nach einer Stunde Recherche eine Lösung der Aufgabe. Überschrift aktualisiert (jetzt heißt es „Tiere im Winter“), denn es hieß auf dem Blatt „Vögel im Winter“, obwohl nur ein Vogel zuzuordnen war. Dabei handelte es sich auch noch um eine Meise, deren Überwinterung man eigentlich gar nicht „nur“ einer Art zurodnen kann. Die männliche Meise, also der Meiserich, bleibt nämlich hier, während Frau Meise in den Warmen Süden fliegt. Damit ist die Meise nur zum Teil überhaupt kein Überwinterer:
Außerdem Vorschläge für kindgerechte Beschreibungen in Ornithologie und Biologie etc:
Oder dieses schöne –> pdf <– vom Nabu. Solche Texte liest man doch viel besser. Es gibt sogar ein extra drucken-Button auf der Seite und man sich dieses pdf gut abspeichern. Ich frage mich, warum nicht Texte vom Nabu für Unterrichtsmaterialien genutzt werden?
Text über Insekten im Winter –> Insekten im Winter